Ein Buch beginnt sein Eigenleben im Zusammenspiel von Inhalt, Form und Material. Wie eine heilige Dreieinigkeit bilden diese die Grundpfeiler der Buchgestaltung und ihrer komplexen, mitunter sogar politischen Historie. Das Ehepaar, das uns selbst zu Buchgestalterinnen machen sollte, sieht mit dieser Geschichte auch ihr eigenes Leben beschrieben. Wie wenige andere ist es die Hingabe zum Buch, ist es die Bibliophilie, die auch ihre Liebe zusammenhält, wie ein Einband sein verletztliches Inneres. Dass also eines Tages ein einzigartiger Buchdeckel den Einband ihrer Ausgabe des Lexikons der Buchkunst und Bibliophilie (hg. v. Karl Klaus Walther) halten sollte, war damit, so gesehen, nur eine Frage der Zeit.
Das, was sie hier nun sehen, ist von Anfang bis Ende reinste Handarbeit. Und durchaus mussten wir dabei auch einige Hindernisse überspringen, die bei Schmuckstücken in den üblichen Größen und Einzelheiten nicht anfallen. Ausgehend von einer gestalterischen Konzeption, die nicht nur die ästhetischen Vorlieben des Ehepaars – etwa hinsichtlich eines kalligrafischen Schriftlaufs – berücksichtigt, sondern auch historische Referenzen – wie das mythische Verschmelzen von pflanzlichen und menschlichen Körpern – ernst nimmt, entstand ein Buchdeckel, der das Wissen und den Charakter seiner Auftraggeber spiegelt. Auf großer Fläche, die sich aus neun Segmenten zusammensetzt, winden sich Ranken, die von einzeln gefassten Bernsteinen umspielt werden, die den warmen Gelbgoldton ebenso komplimentieren wie die fluoreszierenden Perlen und schimmernden Opale. Die gesamte Szenerie wird dabei von unzähligen Stiften gehalten, die auf eine enorme Befestigungsarbeit verweisen, die letztlich jedoch unsichtbar ist.
Nicht unsichtbar ist, das unter dem »P«, dem Initial des Ehepaars, das hier als Baum erscheint, eine Drolerie Platz genommen hat. Ein Mädchen, das aus einer Blüte und hinein in die Welt zu sprießen scheint und auf immer im Mittelpunkt dieses Bildes steht. Ein Bild, von dem uns das Ehepaar auch lange später noch erzählt, sie würden es jeden Tag aufs Neue ansehen.